Im Düsseldorfer Medienhafen, an der Spitze der Landzunge zwischen Handelshafenbecken und Hafenbecken A, entstand nach den Plänen von SOP Architekten die neue Hafenspitze Düsseldorf. Das Gebäudeensemble besteht aus zwei 65 m hohen, gegenseitig um 180 Grad gedrehten Hochhäusern sowie einem zurückversetzten, 7-geschossigen Bürohaus. Die Gebäude sind durch zwei Untergeschosse mit Tiefgaragenflächen, Lagerräumen und Technikzentralen miteinander verbunden. Zwischen den beiden Türmen spannt ein eingeschossiger Flachbau mit Gastronomie und Tagungsräumen, dessen Dachfläche als begehbares Plateau begrünt wurde.
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Die Hochhäuser kragen ab dem 6. Obergeschoss zirka 16 m frei aus, was außergewöhnliche Anforderungen an die Tragwerksplanung stellte, zumal die skulpturale Architektur nach einer optisch nicht sichtbaren Lösung verlangte. Die Auskragung der Gebäude wird durch jeweils zwei in den inneren Achsen der Gebäude liegenden Druckdiagonalen aufgenommen, die als etagenweise versetzte Wandscheiben ausgebildet wurden. Diese werden von zwei großformatigen Stützen getragen, welche die Lasten bis in die Gründungsebene leiten. Aufgrund der großen auftretenden Kräfte wurden die Druckdiagonalen und Stützen in hochfestem Beton der Festigkeitsklasse C80/95 ausgeführt.
Zur Einleitung der Vertikalkräfte aus den äußeren Gebäudeachsen in die Diagonalen werden die Deckenlasten über Zugstützen bis zur Dachebene geführt, wo sie von jeweils zirka 3 m hohen Stahlbetonträgern zur Mitte des Gebäudes zentriert werden. Da diese erst nach Fertigstellung des Rohbaus zur Verfügung standen, mussten die Kragarme der beiden Gebäude im Bauzustand unterstützt werden. Alle Stützen im Bereich der Kragarme wurden in dieser Phase als Druckglieder beansprucht. Erst nach der Absenkung der Unterstützung durch Hydraulikpressen, wurde das endgültige Tragsystem der Kragarme aktiviert.
Zur Ermittlung der Lastverteilung auf die einzelnen Gründungskörper wurden ganzheitliche dreidimensionale FE-Modelle der Türme inklusive der Gründung erarbeitet. An diesen wurden in Abstimmung mit den Bodengutachtern iterativ die Bettungszahlen festgelegt. Dabei wurden nicht nur die Setzungen aus den jeweiligen Pfahlsetzungslinien berücksichtigt, sondern auch der gegenseitige Einfluss der Gründungskörper als Ergebnis einer Tiefensetzungsberechnung. Die FE-Modelle wurden für die weitere Planung neben der Berechnung der Gründungslasten auch zur Tragwerksberechnung sowie zur Bestimmung der zu erwartenden Verformungen genutzt.